Mal wieder Glück gehabt – eiskalt, stürmisch und regnerisch präsentierten sich die Tage Anfang Februar. Wir waren schon bange, dass unser Kurs „Vom Winde verweht“ würde. Oh Wunder jedoch, am 04.02.2023 hatte der Wind sich gelegt und sogar die Sonne ließ sich sehen. 34 Teilnehmer fanden erfreulicherweise den Weg in unsere Kleingartenanlage und wurden herzlich vom 1. Vorsitzenden Karl-Heinz Selow, Maik Margraf, dem 2. Vorsitzenden und der Schriftführerin Ute Jahns-Matheis begrüßt. Erwartet, von der Beratungsstelle für Obst- und Gartenbau beim Landratsamt Ludwigsburg, hatten wir Frau Martina Rist, die uns in den vergangenen Jahren betreut hatte. Leider kurzfristig verhindert, schickte Sie uns Ihren Kollegen Herrn Alexander Weissbarth. Groß und kräftig, die ideale Statur, um auch den wüstesten Bäumen und Sträuchern beizukommen.
Der übliche Verdächtige, nämlich der Zwetschgenbaum vor dem Vereinsheim, wartete wieder mal geduldig auf seinen Schnitt. In großem Halbkreis um das Bäumchen formierte sich die Gruppe und der interessante Kurs begann. Unser Bäumchen hat einen Längsspalt im Stamm und wir lernten, dass Risse an Bäumen allgemein als Frostrisse bezeichnet werden. Bei Obstbäumen ist dieses Phänomen weit verbreitet und bekannt. Frostrisse entstehen im Frühjahr, wenn die Temperatur-Unterschiede zwischen Tag und Nacht sehr hoch sind (Frost in der Nacht und intensive Sonneneinstrahlung am Tag).
Dann hörten wir etwas über Monilia, Fruchtfäule. Woran erkennt man sie? Zuerst welken Blüten und Blätter an den Zweigspitzen, fallen allerdings nicht zu Boden und bleiben vertrocknet an den Zweigen hängen. Nach kurzer Zeit vertrocknen auch die Triebspitzen der befallenen Zweige und sterben ab. Manchmal sind auch gelblich-graue Sporenlager vom Monilia-Pilz zu erkennen. Ist Monilia ansteckend? Ein jährlich durchgeführter Obstbaumschnitt erhöht die Widerstandskraft gegen Monilia. Die größte Gefahr der Ansteckung mit Monilia-Spitzendürre besteht bei feuchtkaltem Wetter während der Blüte, da sich der Pilz dann optimal ausbreiten kann.
Dann wurde das Auslichten der Baumkrone demonstriert. Entfernt werden sollen die im Kroneninneren, beziehungsweise alle zu dicht stehenden, parallel wachsenden, sich überkreuzenden oder nach Innen wachsenden Äste und Zweige. So sorgt der Schnitt für mehr Licht und beugt Pilzkrankheiten vor.
Ein Fehler wäre es, einfach in beliebiger Höhe, um die Krone herumzuschneiden. Das führt zu unzähligen, dicht an dicht stehenden Trieben, sogenannten „Wasserschossern“, und der Baum verkahlt im Inneren. Geschnitten werden immer nur Hauptäste über einem darunter abzweigenden Seiten Trieb – man nennt das „Ableiten“. So wird die Krone insgesamt kleiner, behält aber ihre natürliche Wuchsform und der Saftdruck verteilt sich gleichmäßig auf die Austriebe. Lässt man den Mitteltrieb und die oberen Seitentriebe ungeschnitten, wird die Baumkrone insgesamt schmaler, der Baum behält aber seine Höhe.
Das Zwetschgenbäumchen wurde sehr gründlich ausgelichtet. Jedem geht es vielleicht genauso, man muss sich bremsen und nicht in einen Rausch schneiden. Es gelang Alexander Weissbarth, für den geplanten Sommerschnitt noch genügend Äste zu erhalten.
Fragen aus der Runde beantwortete er bedächtig und ausführlich mit Geduld und vielen Details. So auch die Frage um den Unterschied zwischen Winter- und Sommerbaumschnitt. Kurz zusammengefasst: Im Sommer wird hauptsächlich geschnitten, um Sträucher und Bäume in Form zu halten, somit ist dies lediglich ein Formschnitt. Der Winterschnitt sorgt jedoch für das Erhalten der Gesundheit und der Blühfreudigkeit der Pflanzen und ist daher ein Erhaltungsschnitt.
In verschiedenen Gärten von anwesenden Pächtern hörten wir wie wichtig es ist, nicht alle Obstbäume gleich zu behandeln. Ein Pfirsichbäumchen und ein Apfel- und ein Birnbäumchen dienten noch als Anschauungsobjekte.
Die Sonne versteckte sich immer mehr und Einige aus der Gruppe wärmten sich in unserem Vereinsheim auf bei leckerem Glühwein, Würstchen und Brezeln.
Dort erwarteten uns Manuela Peschke und Lars Knepper am liebevoll gestalteten Buffet. Lars hatte sogar 2 köstliche, saftige Kuchen gebacken. Es wurde noch gefachsimpelt und Karl-Heinz Selow bedankte sich im Namen des Vereins sehr herzlich über den überaus gelungenen Baumschnittkurs.
Wir hoffen auf ein Wiedersehen am 21.07.2023 bei unserem Sommerbaumschnittkurs.